Der Hechtsprung von Halle

Erstellt von Judith Kretz/Rebert Beer | |   Breitensport

10-Kampf in Halle/Saale - in Halle und Freiluft

 

Der Sprung war nicht perfekt, aber solide, ich lande auf der Matte, die Latte liegt, der Stab – kippt. In Richtung Latte. Es ist also spannend: Wird er die Latte herunter schmeißen oder nicht? Klar ist es spannend. Jeder Zehnkampf ist spannend.

Beginnen wir mit dem ersten Tag. In freudiger Erwartung auf den Wettkampf erfolgte die Vorbereitung auf das Kugelstoßen. Was sollte beim Kugelstoßen schon passieren? Den Sektor würden wohl alle treffen. Dann nur noch beim Angleiten das rechte Bein weit genug unter den Körper bringen. Doch das ist schließlich nur eine Nebensächlichkeit. Danach der 60m-Sprint. Aufregung vor dem Start gehört dazu. Bloß richtig aus dem Startblock heraus kommen. Naja, Hochstart geht ja auch, vieles ist möglich beim Zehnkampf in Halle. Nach mehr oder weniger zufriedenstellenden Ergebnissen im Kugelstoßen und Sprinten, wollte die eine oder der andere doch lieber den Wert der Kugelstoßweite als 60m-Zeit eingetragen haben, 7,41sec. auf die 60m und 10,72m mit der Kugel, das wäre doch mal was. Und siehe da, 1900 Punkte für die 60m! Okay, da wurde wohl wirklich beides vertauscht, kann ja mal passieren. Der Fehler wurde korrigiert und weiter ging das Punktesammeln beim Hochsprung. Zwei von uns traten trotz Vorverletzung an und es ging sogar gut. Also gut im Sinne von „die Verletzung hat sich nicht verschlimmert“, über die erreichte Höhe spricht nicht jeder mit Stolz. Aber was soll`s, dabei sein ist… vielleicht nicht alles, aber schon ziemlich viel!

An dieser Stelle ein kurzer Rückblick: 2015 haben Fabian und ich (damals noch nicht für die LG Nord) zum ersten mal am Jedermann-Zehnkampf des USV Halle teilgenommen, eine Veranstaltung vergleichbar mit unserem Hallen-Siebenkampf. Seitdem waren wir regelmäßig dabei und es war ein Leichtes, Thomas diesen Wettkampf schmackhaft zu machen. Und so kam es, dass wir in diesem Jahr mit einer Gruppe von acht LG-Nordlern nach Halle fuhren. Micha, der älteste unserer kleinen Gruppe, war gleichzeitig der Einzige, der den kompletten Zehnkampf alleine absolvierte. Carola und Robert traten wie Fabian und ich in der Paar-Wertung an (jede und jeder absolvierte 5 Disziplinen) und dann gab es noch ein Team um Tina herum, die verletzungsbedingt leider nicht alles alleine machen konnte. Tina, Nicola, Pamela (VfV Spandau) - und da das noch nicht reichte, halfen Fabian und ich aus, um das Team komplett zu machen.

Zurück zum ersten Wettkampftag, Stabhochsprung: Da glänzten wir natürlich im Vergleich zum Rest der Riege, aber wir fieberten auch mit den anderen mit. Zum dritten mal im Einstichkasten gelandet, das muss doch wehgetan haben. Aber wie heißt es so schön ‚Technik kommt mit Höhe‘ und der Landekomfort kam dann auch. Aber was passiert denn nun mit meinem kippenden Stab? Es bleibt spannend. Denn jetzt erst einmal zu den 400m. Wie viele Rennen muss man eigentlich gemacht haben, um davor nicht mehr aufgeregt zu sein? Wahrscheinlich legt sich das nie, aber danach ist es doch immer wieder schön! Der erste Tag war also geschafft. Regeneration beim Abendessen beim Mexikaner, denn darum ging es ja schließlich auch: Die Gemeinschaft pflegen, auch mal über etwas Anderes als den Sport reden. Und wir bekamen sogar noch eine Stunde geschenkt – der Zeitumstellung sei Dank. Zweiter Tag: Hürdenlauf. Die Disziplinen des ersten Tages steckten natürlich noch in den Beinen, schaffen sie [die Beine] es trotzdem über die Hürden? Wieder einmal: Spannung. Apropos: Der Stab kippt weiter, langsam Richtung Latte, von der Zuschauertribüne höre ich ein „Nein, nein, nein“, alle schauen auf den Stab, Sportlerinnen, Kampfrichter, Helferinnen, Zuschauer und ich natürlich auch. Aber zurück zum Hürdenlauf. Frauenabstand für Frauen, klingt erst einmal logisch, ist aber ungünstig, für den 3er zu weit, für den 4er zu eng, 3,5er gänzlich ungünstig. Noch dazu keine Erleichterung in der Hürdenhöhe für Seniorinnen – aber wir Zehnkämpferinnen sind da ja flexibel und kamen alle gut durch. Auch bei den schönsten Veranstaltungen findet man nunmal Dinge, an denen man etwas auszusetzen hat, aber genug dazu. Kommen wir lieber zum Thema Glück, das muss man im Zehnkampf ja auch manchmal haben. Vielleicht habe ich ja Glück und der Stab schmiegt sich vorsichtig an die Latte an, sodass diese beschließt, liegen zu bleiben… Zum Glück gibt es aber noch mehr zu sagen: Und damit sind wir beim Glücksrad. Der Wettkampf glänzte nicht nur durch eine hervorragende Betreuung, kompetente Kampfrichter und tolle sportliche Leistungen. Auch für das Drumherum war gesorgt: Neben Speis‘ und Trank und einer Tanzshow vor der wie immer sehr schönen und stimmungsvollen Siegerehrung gab es eben auch das Glücksrad: Einmal drehen, jede Farbe gewinnt und schon konnte man sich aus einer Sammlung mehr oder weniger brauchbarer Dinge etwas auswählen. Ganz schön viel Glück also. Auch beim Wetter. Denn nach dem Hürdenlauf ging es raus zum Speerwerfen, bei strahlendem Sonnenschein. Einfach schön. Auch wenn die Speere nicht immer so weit flogen wie sie sollten. Dann aber wieder rein zum Weitsprung, drei Versuche, ein gültiger, das sollte schon drin sein… auch hier Spannung pur und jetzt auch mit noch mehr Zuschauerinnen-Unterstützung aus unseren Reihen. Dann nochmal raus: Diskuswurf, Gruppenfoto, Enttäuschungen sind schnell überwunden, denn es steht ja noch der 1500m-Lauf an, nochmal alles geben: Aufregung, Spannung. Der Stab hat die Latte fast erreicht. Laufvorbereitung, nochmal alle abklatschen, viel Spaß wünschen, Dank an die Riegenleitung, Startschuss. Jetzt oder nie, das denkt sich wohl auch ein Helfer während er den Stab kippen sieht. Er springt ab. Wir laufen die erste halbe von siebeneinhalb Runden, ehrgeizige Zielzeiten im Kopf, zumindest in meinem. Zu schnell angegangen, egal. Der Helfer absolviert einen wimbledon-reifen Hechtsprung Richtung Stab. Ich laufe weiter, die Zwischenzeiten stimmen, aber es wird hart werden. Er erreicht den Stab mit seiner rechten Hand, gibt ihm den nötigen Impuls weg von der Latte. Der Stab liegt unten, die Latte liegt oben. Der Kampfrichter weiß nicht, ober er lachen oder weinen soll. Er sagt nichts, aber seine Körpersprache sagt alles. Ich hadere: Freue ich mich über die Höhe, die in die Wertung eingeht, oder nicht, denn eigentlich wäre der Sprung ja wahrscheinlich ungültig. Beim Laufen hadere ich auch, kann ich das durchziehen oder muss ich etwas Tempo rausnehmen? Ich ziehe es durch, die letzten zwei Runden sind hart, aber so ist das nunmal, ich erreiche das Ziel fast in Bestzeit. Und ich beschließe, mich über die übersprungene Höhe zu freuen. Denn auch wenn der Kampfrichter vielleicht noch ein bisschen mit seinem Gewissen zu kämpfen haben wird, darum geht es doch bei diesem Wettkampf - und allgemein: Um die Freude am Sport!

Judith

Robert Beer (Mehrkampf-Debutant in Thomas' Team) ergänzt hierzu:

Einmal König sein…

...war das Motto des 26. Jedermann-Zehnkampfs in Halle an der Saale.

Diese Gelegenheit hat sich Michael Kothlow (M70) nicht entgehen lassen und seinen ersten Zehnkampf mit Bravour erledigt. Die übrigen Seniorinnen und Senioren ("Masters") der LG Nord begnügten sich damit, nur Prinzessin oder Prinz zu werden und meisterten den Wettkampf als Paar oder im Team. Bei den Paaren wurden die Disziplinen hälftig geteilt, im Team wurde jede Disziplin von jeweils einem der fünf Teammitglieder bestritten.

Trainer Thomas Rohnstock hatte das Team ausgezeichnet zusammengestellt: Tina Schulz (W45), Judith Kretz (W30), Nicola Iwanowski (W50), Pamela Haake-Ringhut (W40) und Fabian Eltz (M35) belegten mit 4.738 Punkten den zweiten Platz der Teamwertung.

Sieger bei den Paaren wurden Judith Kretz (W30) und Fabian Eltz (M35) mit 4.657 Punkten, dicht gefolgt von den Zweitplatzierten Carola Heise (W55) und Robert Beer (M55) mit 4.565 Punkten.

Besonders erfreulich sind diese Ergebnisse, da doch fast alle Teilnehmer mit teilweise langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatten und nur eingeschränkt trainieren konnten.

Für gute Laune sorgte aber schon von Anfang an die wunderbare Leichtathletikhalle mit ebensolcher Wurfanlage und die fröhlichen Gastgeber des USV Halle. Mein Fazit: In der Saalestadt liebt man Leichtathletik.

Teilnehmer

60 m

400 m

1500 m

60 m Hürden

Hoch

Michael

429 (10,91)

55 (100,2)

343 (08:02,92)

185 (16,01)

549 (1,15)

Judith + Fabian

550 (8,15) F

375 (63,33) F

657 (05:26,92) J

668 (10,24) J

307 (1,35) F

Carola + Robert

543 (10,72) C

486 (68,52) R

679 (05:36,12) R

302 (15,24) C

510 (1,35) R

Pamela, Judith, Tina, Nicola, Fabian

734 (8,79) P

434 (67,33) J

396 (06:56,00) T

427 (10,81) F

589 (1,20) N

Teilnehmer

Stab

Weit

Kugel

Diskus

Speer

Ges.

Michael

411 (1,90)

407 (3,11)

486 (7,81)

301 (16,87)

338 (19,49)

3504

Judith + Fabian

526 (2,90) J

327 (4,56) F

494 (9,78) F

366 (24,85) J

387 (25,25) J

4657

Carola + Robert

243 (1,90) R

426 (3,98) R

540 (7,41) C

468 (21,04) C

368 (16,75) C

4565

Pamela, Judith, Tina, Nicola, Fabian

283 (1,70) N

604 (4,65) P

383 (6,49) T

410 (22,58) T

478 (24,12) T

4738

 

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Das Team der NORDler in Halle an der Saale